Die sich verschlechternden wirtschaftlichen Verhältnisse setzten der noch jungen Sierninger Sozialdemokratie stark zu. Arbeitslosigkeit und Not drängten die Organisationen in die Defensive. Die Mitgliederzahl war bereits 1925 von ihrem Höchststand von 1.900 Personen im Jahr 1921 auf 991 zurückgegangen und Neuzuwächse waren kaum noch zu verzeichnen. Von den 300 Abonnenten der lokalen Parteizeitung konnten bis 1929 nur noch 45 gehalten werden.

Zum Leben zu wenig, zum sterben zu viel – so beschreibt der Schriftsteller Josef Stockinger die wirtschaftliche und soziale Lage in Steyr und Umgebung nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Im Februar 1930 waren fast zwei Drittel der Arbeiter und Angestellten im Bezirk Steyr ohne Arbeit. Konnte man sich durch Gelegenheitsarbeit nichts erwirtschaften, so blieb für die Ausgesteuerten nur noch der Bettel. So blieb auch so manchem Sierninger am Freitag der Weg nach Steyr nicht erspart – Der Freitag war in Steyr der Betteltag !!

Ab 1931 bestanden in Sierning/Letten Zusammenschlüsse betroffener Arbeitsloser. Ein sozialdemokratisches Arbeitslosenkomitee mit etwa 200 und ein kommunistisches mit etwa 30 Mitgliedern. Erst ab Herbst 1933 trat eine leichte Entspannung bei den Arbeitslosenzahlen ein.

Neben der Arbeitslosenunterstützung spielte die Wohnungsnot eine große Rolle. Die während des Ersten Weltkrieges in Letten errichteten Arbeiterbaracken bieteten kaum zumutbare Wohnverhältnisse. Die Mehrzahl der im Jahr 1922 wohnungssuchenden Familien mußten einen Raum mit oft fünf oder noch mehr Personen teilen.