In der Zeit des Austrofaschismus wechselten viele Arbeiter in das Lager der Nationalsozialisten über. Jahrelange Arbeitslosigkeit und politische Rechtlosigkeit in der austrofaschistischen Diktatur trieben viele Menschen, die plötzlich auf eine Verbesserung ihrer persönlichen Situation hoffen konnten, dem NS-Regime in die Arme.

Doch der Schrecken, den die neuen Herren verbreiteten, war bald zu spüren. Personen, die ihrer sozialdemokratischen Gesinnung treu blieben, standen unter ständiger Beobachtung. Mit brutaler Härte wurde gegen Personen vorgegangen, die es wagten die Nazidiktatur zu kritisieren. Der Sozialdemokrat Ludwig Artmann wurde zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er im Gasthaus Obermayr in Neuzeug das NS-Regime öffentlich kritisierte und dabei verraten wurde.

Besonders erschütternd ist das Schicksal der kleinen Sidonie Adlersburg. Das Mädchen wurde 1933 vor den Toren des Steyrer Krankenhauses weggelegt und anschließend von der Familie Breirather aus Letten adoptiert. Doch Rassenwahn, Unmenschlichkeit und Niedertracht machten auch vor unserer Gemeinde nicht Halt. Die Familie Breirather kämpfte verzweifelt als die Nationalsozialisten im Herbst 1942 Schritte unternahmen, das Mädchen ihren Pflegeeltern wegzunehmen. 1943 wurde das Mädchen ins Konzentrationslager Ausschwitz deportiert und brutal ermordert.

Im Dezember 1988 wurde auf Initiative der Sozialistischen Jugend Letten auf der Außenwand des Jugendzentrums eine Gedenktafel für Sidonie Adlersburg angebracht. Im Jahr 2000 wurde der neue Gemeindekindergarten nach Sidonie Adlersburg benannt und im Eingangsbereich ein Denkmal zur Erinnerung an die abscheulichen Verbrechen der Nationalsozialisten enthüllt.